Evans-Gambit

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Das Evans-Gambit wurde von dem walisischen Kapitän William Evans (1790 – 1872) entwickelt. Er wendete sie erstmals 1824, bei einer Partie während einer Überfahrt zwischen den Häfen Milford und Dunmore, an. Er zeigte die Eröffnung 1826 Alexander McDonnell, zu diesem Zeitpunkt einer der besten Spieler der Welt, in London. McDonnell wandte das Gambit in der Folgezeit häufig an. Auch gegen Howard Staunton spielte Evans 1938 einige Partien. So erwähnt Staunton ihn in seinem Chess-player's Handbook (1847 erschienen) und bezeichnet das Evans-Gambit als geistreich und interessant.

Sowohl Bobby Fischer als auch Garri Kasparow wendeten es im Laufe ihrer Karriere einige Male an. Lange Zeit war die Eröffnung aus der Turnierpraxis verschwunden, bevor Kasparow sie 1995 erstmals wieder erfolgreich gegen Viswanathan Anand einsetzte. Die Partie sorgte für großes Aufsehen in der Schachwelt und es kam zu einem Revival des Gambits – selbst auf Großmeisterniveau.

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Evans-Gambit

Savielly Tartakower über das Evans-Gambit: "Dieses blendende Angriffsspiel ist dafür erfunden worden, die Menschen zu dem Glauben zu veranlassen, dass die Schachkunst ein Geschenk der Götter ist."

Notation

1. e4 e5
2. Sf3 Sc6
3. Lc4 Lc5
4. b4

Hauptvarianten

Angenommenes Evans-Gambit:

4. ... Lxb4 (Sxb4)
Das Schlagen mit dem Springer führt unter Zugumstellung zur selben Stellung wie in der Variante 5. c3 Lc5 (5.c3 Sc6) und gilt als nicht vorteilhaft für Schwarz. Weiß erhält in diesen Varianten gefährliches Angriffsspiel und Schwarz gerät mit seiner Entwicklung in Rückstand.
5. c3 hier bieten sich Schwarz 3 Möglichkeiten der Fortsetzung:


5. ... Lc5

6. d4 exd4
7. 0-0! d6 (7. ... dxc3? Eröffnungsfalle!)
8. cxd4 Lb6
Und die weißen Figuren stehen zum Angriff bereit, während der König schon durch die Rochade gesichert ist. Schwarz muss nun mühsam gegen die weißen Angriffe ankämpfen und sehr genau spielen um sich noch vernünftig entwickeln zu können. Erfolgversprechender für Schwarz sind die Varianten:


5. ... Le7

5. ... La5

Abgelehntes Evans-Gambit
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Stellung nach 9. 0-0 und Weiß steht etwas besser.

Abgelehntes Evans-Gambit:

4. ... Lb6
Das Gambit anzunehmen und den Bauern später zurück zu geben wird allgemein als besser für Schwarz angesehen. Nach Lb6 kann Weiß sich durch seinen Bauern auf b4 etwas Vorteil auf dem Damenflügel verschaffen z.B.:
5. a4 a6
6. Sc3! Sf6
7. Sd5 Sxd5
8. exd5 Sxb4
9. 0-0

Eröffnungsfallen

7. ... dxc3?
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Stellung nach 11. Dxc3


1.e4 e5
2.Sf3 Sc6
3.Lc4 Lc5
4.b4 Lxb4
5.c3 Lc5
6.d4 exd4
7.0-0! dxc3? Das gilt als Fehler wegen folgender Abwicklung:

8. Lxf7+ Kxf7
9. Dd5+ Kf8
10. Dc5+ d6
11. Dxc3
Trotz eines Bauern weniger steht Weiß auf Angriff. Die offenen Linien und die exponierte Königsstellung bringen Schwarz in große Gefahr und es wird mehr als schwer die weißen Angriffe abzuwehren.

8. ... d6??
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Stellung nach 9. Da4+


1.e4 e5
2.Sf3 Sc6
3.Lc4 Lc5
4.b4 Lxb4
5.c3 La5
6.d4 De7
7.d5 Sd8
8.0-0 d6?? Dieser natürlich aussehende Zug führt sofort zu einem bösen Gegenschlag:
9.Da4+ und Schwarz verliert eine Figur.

Kurzpartien

Zur Verdeutlichung wie gefährlich und tückisch das Evans-Gambit angewendet werden kann und welche Möglichkeiten in dieser Eröffnung liegen hier einige Kurzpartien, unter anderem auch von Großmeistern gespielt.

Wilhelm Steinitz - Pilhal (Wien, 1862)

Mit nicht weniger als 3 Bauernopfern und einem abschließendem Damenopfer demonstriert hier sogar Schachweltmeister Wilhelm Steinitz, der als Kritiker von zu stürmischem Angriffsschach galt, wieso offene Linien und Entwicklungsvorsprung als adäquater Ausgleich für Material angesehen werden können. Steinitz unterbindet mit seinen Opfern die Rochade von Schwarz und erhält die offenen Linien um dem König schnell den Garaus zu machen.

1.e4 e5
2.Sf3 Sc6
3.Lc4 Lc5
4.b4 Lxb4 (1. Bauernopfer)
5.c3 La5
6.0-0 Sf6?
7.d4 e5xd4? (2. Bauernopfer)
8.La3 d6
9.e5! d6xe5 (3. Bauernopfer)
10.Db3 Dd7
11.Te1 Df5
12.Lb5 Sd7
13.Dd5 Lb6
14.Sxe5 Se7
15.Sxd7! Dxd5 (Das Damenopfer zum schnellen Sieg. Schwarz hatte schon gar keine Wahl mehr als das Opfer anzunehmen)
16.Sf6++ Kd8 (Abzugsschach und Doppelschach mit Damenangriff)
17.La3xe7#
1-0

Bobby Fischer-Sugerman (Chicago, 1964)

Gespielt bei einer Simultanpartie

1.e4 e5
2.Sf3 Sc6
3.Lc4 Lc5
4.b4 Lxb4
5.c3 La5
6.d4 exd4
7.0-0 d6
8.Db3 Lb6 (8. ... Dd7 hätte das schlimmste verhindern können)
9.Lxf7+ Kf8
10.Lxg8 Txg8
11.Sg5 Se5?? (Nur 11. ... De8 zieht den Hals aus der schon eng anliegenden Schlinge)
12.Sxh7+ ... (und Schwarz hat aufgegeben als ihm der weitere Verlauf klar wurde.)
12. ... Ke7 (12. ... Ke8 13.Dxg8+ Kd7 14.Sf8+)
13.Lg5+ Kd7
14.Lxd8
1-0

Minous–Cornanguer (Guingamp, 1999)

1.e4 e5
2.Sf3 Sc6
3.Lc4 Lc5
4.b4 Lxb4
5.c3 La5
6.Db3 Sf6? (hier wird üblicherweise De7 gespielt)
7.La3 Sxe4?? (Der Bauer ist natürlich tabu in dieser Stellung!)
8.Lxf7#
1-0

Marshall - Marvin (1995)

1.e4 e5
2.Sf3 Sc6
3.Lc4 Lc5
4.b4 Lxb4
5.c3 Bc5
6.d4 exd4
7.cxd4 Bb6
8.d5 Qf6
9.e5 Nxe5
10.Nxe5 Qxf2#
0-1